Buchkern – Gestaltung und Aufbau

Buchkern-Design: Warum der Buchkern mehr ist als „nur“ Innenseiten

Wenn wir über Buchdesign sprechen, denken die meisten zuerst ans Cover – ich übrigens auch. Darum geht’s ja auch im Blogartikel „Buchcover – Gestaltung und Aufbau“. Klar: Das Cover ist der Blickfang, das Verkaufsargument, die Bühne im Bücherregal.

Aber was passiert, wenn jemand dein Buch aufschlägt – und der Inhalt ist … lieblos bis langweilig designt, grausliche Riesenabstände im Text erschweren das Lesen oder jede dritte Seite strotzt vor typografischen Fehlern?

Dann bricht dein Buch das erste Versprechen. Und genau hier entscheidet sich, ob dein Werk professionell, leserfreundlich und durchdacht wirkt – oder eben nicht.

Der Buchkern – auch Buchblock genannt – muss halten, was Cover und Klappentext angekündigt haben. Und dabei geht es nicht nur um Schönschrift, sondern um Struktur, Rhythmus, Leserführung und typografische Sorgfalt.

Egal ob Sachbuch, Roman oder ein Marketinginstrument für dich als Expert*in:

  • Wie dein Text gesetzt, gestaltet und strukturiert ist, entscheidet, ob deine Botschaft ankommt – oder im schwarzen Loch ungelesener Bücher verschwindet.
  • Ein schlechter Satzspiegel, zu enge Seitenränder, riesige Löcher im Blocksatz oder experimenteller Flattersatz ruinieren selbst den stärksten Inhalt – und schmälern deinen Expertenstatus.

In diesem Blogartikel bekommst du einen klaren Überblick, worauf es beim Aufbau und der Gestaltung des Buchkerns wirklich ankommt – mit praktischen Tipps und ehrlicher Meinung zu Dingen, die man lieber bleiben lässt.

Inhaltsverzeichnins

Was du unbedingt wissen (und entscheiden) solltest, bevor du mit dem Design des Buchkerns (Buchblocks) beginnst

Folgende Fakten solltest du ja schon im Erstbriefing vor Designbeginn vorliegen haben:

Wichtige Info:
Die Seitenanzahl deines Buches muss immer durch vier teilbar sein.

  • Buchformat
    Taschenbuch oder Hardcover? Hochformat, Querformat oder quadratisch?
    Diese Entscheidung beeinflusst nicht nur das Layout, sondern auch die Lesbarkeit – und dein Budget.
  • Papierstärke & Papierfarbe
    Dünnes Offset oder dickeres Naturpapier? Weiß, Creme oder leicht getönt?
    Klingt nebensächlich – macht aber beim Lesen und beim Gesamteindruck einen riesen Unterschied.

  • Farbigkeit oder doch nur Schwarz-Weiß-Druck?
    Wird nur in Schwarz-Weiß gedruckt – oder brauchst du Farbseiten?
    Achtung: Jede Farbseite kann zur Kostenfalle werden.
  • Geplanter Umfang – also die Seitenanzahl
     Zielwert definieren – aber:
    Wichtig: Die Seitenanzahl muss durch vier teilbar sein!
    Warum? Weil der Druck in Bögen erfolgt. Wenn du bei z. B. 147 Seiten landest, fehlen 1–3 Seiten – die müssen sinnvoll aufgefüllt werden (mehr dazu später).

  • Inhalte der Titelei & des Nachspanns
    Was kommt vor dem Haupttext? (z. B. Schmutztitel, Impressum, Inhaltsverzeichnis)
    Was kommt nach dem Haupttext? (z. B. Autorenporträt, Werbung für dein nächstes Buch, Bonuskapitel)
  • Sind Bilder oder Grafiken enthalten?
    Wenn ja: Sind die Lizenzen geklärt?
    Farbmodus: RGB oder CMYK? (Spoiler: Für Print immer CMYK.)
    Und bei Schwarz-Weiß-Bildern?
    Auf Kontrast & Auflösung achten. Sonst wird’s gräulich matschig statt klar.

  • Die richtige Schrift?
    Darfst du die Schrift für dein Buch überhaupt nutzen?
    Sind die Schriftlizenzen geklärt?

  • Wo wird gedruckt?
    Print-on-Demand, Kleinstauflage oder klassische Druckerei?
    Je nach Anbieter gelten unterschiedliche Vorgaben für Beschnitt, Auflösung, Dateiformat etc. – unbedingt vorher checken!

Mein Tipp:

Je besser dein Briefing, desto stressfreier der Designprozess.
Spare dir das „mal schnell anfangen“ – und investiere lieber ein bisschen mehr Zeit in saubere Grundlagen. Du wirst sie spätestens bei der ersten Korrekturschleife zu schätzen wissen.

Buchkern (Buchblock) – Der Aufbau

Buchkern – Gestaltung und Aufbau | Impressum & Inhaltsverzeichnis | sternloscreative
Buckern – Gestaltung und Aufbau| Mit dem Kapitel immer rechts beginnen | sternloscreative

Buchbeginn – die Titelei

Die ersten Seiten eines Buches nennt man Titelei.

Diese sind in den meisten Bücher für Schmutztitel, Haupttitel, Impressum, Inhaltsverzeichnis reserviert. Streng nach Lehrstuhl gehören diese Seiten nicht paginiert – verfügen also über keine Seitenzahl.

Da aber heute manches reine Interpretationssache sein kann und darf, könnt ihr das gemeinsam dem Verlag oder den Autoren entscheiden.

Der Schmutztitel 

Der Schmutztitel ist die erste Seite, die du siehst, wenn du ein Buch aufklappst – gleich nach dem Cover (Deckel, Umschlag – nenn’s wie du willst). Meist steht hier nur der Titel, manchmal auch Autor*in, Untertitel oder Verlag. Kein Marketing. Kein Gedöns. Minimalistisch, fast schon ein bisschen meditativ. Manche lassen sie bewusst leer – zum Beispiel für Widmungen. Diese Seite ist Seite 1, aber ohne Paginierung. Also da, aber nicht gezählt. Verwirrend? Willkommen auf dem Buchsatz-Planeten.

Rückseite des Schutztitels

Ist meistens leer. Man nennt diesen Zustand im Buchsatz auch Vakat.

Titelseite

Jetzt wird’s offiziell: Hier stehen Titel, Untertitel, Autorin – und, wenn vorhanden, der Verlag. Hätte ein Buch eine Visitenkarte, das hier wäre sie. Gestalterisch gilt: weniger ist mehr. Kein Design-Epos, sondern Klarheit. Hier sollen die Infos sitzen – sauber, gerade, aufgeräumt. Schräge Typo? Schiefe Achse? Schlechte Abstände? Ganz schlechte Idee. Wer hier patzt, büßt direkt an Professionalität ein. Und ja – Leserinnen merken das. Immer.

Die Widmung

Persönlich, intim, oft nur ein Satz – aber was für einer. Die Widmung ist kein Muss, aber ein emotionaler Subraumbooster für deine Leser*innen. Ob du deiner Oma dankst, deiner Katze oder deiner besten Freundin – das hier ist dein Moment. Nur eine kleine Bitte: Sei nicht kitschig. Und schreib keinen unpersönlichen Stuss. Kurz. Ehrlich. Echt. Ganz du. Und wenn du nichts zu sagen hast? Dann lass sie weg. Es ist ein Geschenk, keine Pflichtveranstaltung.

Vorwort bzw. Einleitung

Jetzt spricht der Mensch, der das Buch geschrieben hat. Ob Autorin, Herausgeberin oder Businessbegleiterin – es geht um dein Warum, dein Wofür, die Idee hinter deinem Buch. Dein Vorwort sollte kein Blabla sein, sondern Einladung, Kontext – und ja, ein bisschen Werbung darf auch rein. Wichtig dabei: Authentisch bleiben. Kein Selbstbeweihräucherungstext, kein Seelenstriptease. Schreib nicht zu viel. 60–100 Zeilen reichen, um deine Leser*innen zu fesseln – oder sie direkt wieder in den Orbit zu schießen.

Das Impressum – Seite 4

Heute scheiden sich ja die Geister, ob das auf Seite 4 soll oder doch nach hinten im Buchkern. Das klassische Verlagswesen, zumindest bei den Büchern die ich zu Hause hab, hat das Impressum fast immer auf Seite 4. So mancher Selfpublisher*in verlegt doch ganz gerne das Impressum nach hinten 
Mein persönliche Präferenz ist Seite vier ;) – bei manchen Dingen mag ich keine Experimente, auch als Leserin nicht.

Was im Impressum stehen muss regelt in Österreich das Mediengesetz.

Solltet ihr mehr darüber wissen wollen, bietet die WKO eine ganz gut Übersicht – hier der Link für euch. https://www.wko.at/branchen/information-consulting/druck/Impressum-Vorschriften__Auswirkung_auf_den_Printbereich.html

Je nach Verlag, Selfpublisher oder eigener Verlag kann der Umfang des Impressums leicht differieren:

  • Name und © des Autors bzw. Der Autorin (Rechteinhaber*in)

  • Auflage bzw. Jahreszahl

  • Adresse
  • Verlag

  • ISBN, sofern eine vorhanden ist

  • Bildlizenzen

  • Druckerei oder min. der Vermerk „Gedruckt in Europa“

  • Lektorat, Korrektorrat

  • Grafiker*in, Werbeagentur oder Illustrator*in

  • Rechtliche Dinge wie:
    Urheberrechtshinweise, Haftungsausschluss etc.

  • Hinweis auf geschlechterspezifische Differenzierung

  • Hinweis auf Eintragungen in Archiven oder Datenbanken

Buchkern – Der Hauptteil

Der wichtigste Teil des ganzen Buches, in dem das ganze Herzblut der Autorin/des Autors steckt, da muss an dieser Stelle am wenigsten gesagt werden. Hier findest sich alles wieder, der Text, die Kapitel, die Bilder. Von romantischen Tragödien bis hin zu vielvermitteltem Wissen in Sachbüchern.

Und weil wir schon bei den guten alten Begriffen sind, noch ergänzend: Die linke Seite nennt man Verso -Widerdruck und die rechte Seite Recto-Schöndruck.

Buchkern -Gestaltung und Aufbau | Ausführliche Skizze

Buchsatzspiegel – Satzspiegel

Der Buchsatzspiegel umfasst die bedruckten und unbedruckten Flächen einer Buch -Doppelseite.

Der Satzspiegel umfasst eine Seite und deren Bestandteile wie die Stege -Außensteg- Bundsteg-Kopfsteg und Fußsteg, den Beschnitt (Überfüller).
Diesen zu berechnen gibts einigen Techniken wie den Golden schnitt zum Beispiel. Das jetzt zu erklären, sprengt leider den Blogartikel. Daher habe ich an dieser Stelle für alle die das Thema interessiert wieder einen Link.Die Art und Weise wie wir an die Konstruktion von Satzspiegeln herangehen, ist geprägt von seit Jahrhunderten existierenden Regeln und Erfahrungen.

Dazu kommen in Bezug auf den Aufbau, die Wirtschaftlichkeit, die Gestaltungspsychologie und Ästhetik auch noch die unterschiedlichen Betrachtungsweisen von Autoren, Verlegern und Grafikern.

Ich denke, wir sind uns jedoch einig dass ein ästhetisch ausgewogener Satzspiegel den Leseprozess optimiert, großzügige Stege (Seitenränder) die Konzentration und somit auch die Lesemotivation steigert. Wenn Design und Text harmonisch zusammenspielen führt das unweigerlich dazu, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Beim Design gilt es einiges zu beachten:

Vorsicht Ränder
Beim Auswählen des Satzspiegels immer darauf achten, dass beim Bundsteg mehr Platz ist. Speziell bei den großen Selfpublishern – um keine Werbung zu machen, nenne ich hier keine Namen.

 Leider drucken diese in Riesenauflagen und haben keine ordentliche Qualitätskontrolle, was dazu führt, dass ungenau gedruckt und ungenau geschnitten wird. Die Folge daraus: der Satzspiegel ist zu klein und die Buchstaben laufen in den Bundsteg.

Mein Tipp:

min. 20 mm Rand innen. 
Je nach Genre und Buchformat legt ihr dann einen Gesamtsatzspiegel fest. (Skizze einbauen – Aussensteg-Bundsteg-Kopf &Fusssteg)

Wähle die Ränder eher ein wenig großzügiger, das lässt das Buch atmen. Die Pagina (Seitenzahl) steht meistens im Fußsteg. Diese sollte nicht am unteren Seitenende kleben (mind. 15 mm Abstand von unten)

Die Rechts-Regel

Der Hauptteil beginnt IMMER auf einer rechten Seite auch Recto genannt. Jedes Kapitel beginnt ebenfalls auf einer rechten Seite. Klar kann man jetzt sagen „ich mach das wie ich will, denn ich muss Seiten sparen“.

Der Buchästhetik und somit euren Lesern zuliebe solltet ihr lieber ein wenig mehr Budget für den Druck einplanen und dafür immer rechts beginnen.

Diese Rechts-Regel stammt, wie alle typografischen Regeln dieser Art, aus der guten alten Bleisatzzeit.

Rechts beginnen beim Buchkern

Buchkern– Schriftart wählen & Absatzformate vergeben

Solltet ihr das nicht schon beim Cover erledigt haben, ist spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen wo ihr das müsst.

 Achtet bei der Schriftauswahl darauf das die Schriftfamilie mehr wie 4 Schriftschnitte besitzt und über ausreichend Sonderzeichen verfügt.

Es gibt einige Schriftarten die über eine Commercial Lizenz verfügen und die kostenlos sind. Diese könnt ihr bei fontsquirrel.com gut finden. Zum Thema Schrift-Lizenzen habe ich auch schon einen Blogartikel verfasst.

Habt ihr eine ausgewählt legt ihr die Stil, Größe, Zeilenabstände in einem Absatzformat fest. Jedes bessere Programm, in dem ihr euere Texte verfasst sollte über diese Optionen verfügen.

Bei den meisten Büchern benötige ihr folgende Satzformate:

 Mengentext, Auszeichnung, Aufzählungen, Headline (Kapitelüberschriften und Unterüberschriften) 1, 2, 3 , 4 je nach Kapitel.

Leser, die schon ein wenig Vorahnung haben, fragen sich jetzt, warum ich H für Headline verwende.
Weil ich schon daran denke, dass ihr vielleicht ein E-Book zusätzlich anbieten möchtet und um das sauber zu machen, benötigt ihr die angeben H für Headline, sowie unterschiedliche Satzformate.

Wenn ihr diesen Gedanken gleich von Anfang an berücksichtigt, spart ihr euch die zusätzliche Überarbeitung und könnt gleich euer fertig korrigiertes und lektoriertes Dokument an die Designpartner weitergeben.

Solltet ihr lieber selbst Hand anlegen an den Kern eures Buches, dann möchte ich euch als viel Leserin um etwas bitten: Oft wird als Textformatierung Blocksatz gewählt.
Damit bei diesem der Lesefluss gewährleistet ist, muss es vermieden werden, riesen Löcher in den Satz zu reißen. Hier solltet ihr nach dem setzten des Kerns unbedingt mit der Silbentrennung arbeiten oder selbst von Hand ordentlich getrennt werden. Eure Leser werden es euch danken ;))
Schlussteil des Buches – Alles nach dem Buchkern

Nach dem Herzstück eures Buches kommen nun die Nachspannseiten.

 Hier befindet sich immer die Autorenseite, Werbung für euer 2tes Buch oder, bei Unternehmerbüchern, für ihre Workshops, Beratungen usw.
 Auch können sich an dieser Stelle das Literaturverzeichnis, Register, Fußnotenzusammenfassungen sowie ein Stichwortverzeichnis befinden.

Hier hat man nun auch die wunderbare Chance die fehlenden Seiten (damit man durch 4 teilen kann) auszugleichen.
 Dazu kann man Raum für Notizen schaffen. Aus Marketingsicht wäre auch ein ein Bonuskapitel das es nur in der Printausgabe gibt, keine so üble Idee.

Dieses kann z.B ein Funfact über euch, die lustigsten Patzer beim Buch schreiben oder eine wertvolle Erfahrung (Wissen) enthalten.

Für was auch immer ihr euch entscheidet, vergesst nicht auf euere Leser, je nach Genre sollte auch der Nachspann Information enthalten die dort auch hinpassen ;))

Mit dem Nachspann sind wir am Schluss dieses, ich gebe zu etwas langen, Blogartikels.
Solltet ihr noch Fragen zum Thema Buchdesign haben, schreibt mir gerne eine Mail.

Ich hoffe euch damit einen Überblick gegeben zu haben und freue mich wenn ihr meinen Blogartikel teilt.

Monika Stern - sternloscreative

Ich bin Monika, der kreative Kopf von sternloscreative. In meiner grafischen sternenschmiede dreht sich alles um Neugründer:innen, Klein- und Einzelunternehmer:innen.

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